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Impuls zu Fastenzeit

Für Pfarrer Leo Koch ist die Fastenzeit kein Leitungssport. In seinem Impuls reflektiert er den Gedanken der Umkehr.
Auf die Stirn eines Kindes wird ein Aschenkreuz geszeichnet
Datum:
8. März 2025
Von:
Anke Meier

Schluss mit lustig! – Das Leben ist ein Kampf. – Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. – Ohne Fleiß kein Preis. – Solche Sätze werden uns in die Wiege gelegt,  Und sie begleiten uns ein Leben lang wie ein Kehrvers. Natürlich ist da auch etwas Richtiges dran. Aber wenn solche Sätze zu Leitsätzen werden, zu einem inneren Kompass, dann wird es einseitig. Im schlimmsten Fall verliere ich die Lust am Leben und versinke irgendwann in der Überforderung. Bei den Gottesdiensten am Aschermittwoch steht das kurze Wort aus dem Markus-Evangelium im Mittelpunkt,
das wir jedes Jahr wieder hören werden: 

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Ist das etwa schon wieder so ein Satz zum Zähne Zusammenbeißen? So ein Spruch, der wie eine Keule trifft?
Wenn Jesus zur Umkehr ruft, dann meint er nicht Askese. Dann meint er nicht: Verzichtet auf alles, was das Leben schön macht. Bei Jesus geht es  gerade nicht um freudloses Bemühen, um Sisyphusarbeit, um Schweiß und Tränen. Das haben die Menschen schon genug, deshalb kommen sie ja zu Jesus, das muss er ihnen nicht noch zusätzlich verordnen. Evangelium heißt  auf Deutsch gute Botschaft. Und diese Botschaft sagt: Entscheidend ist letztlich nicht unsere Leistung. Es geht gerade nicht um  noch mehr Anstrengung – es geht um Gottes Geschenk. Es geht um meine  Befreiung von den Zwängen und Ängsten, die mich am Leben hindern und 
meine Lebensfreude wie ein Staubsauger in sich aufsaugen.

Im Gottesdienst  am Aschermittwoch wird uns mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.Es ist das äußere Zeichen der inneren Umkehr, dieser Umkehr zum  Evangelium, zu der Jesus ruft. Die Asche, mit der ich mich nachher  bezeichnen lasse, Sie ist kein trauriges Zeichen, sondern ein hoffnungsvolles: 
Wenn ich mich wirklich dem Evangelium anvertraue, dann wird das, was  mich am Leben hindert, gleichsam verbrannt:  Mein Perfektionismus, meine Mutlosigkeit, meine Vorstellung, ich müsste mir den Himmel verdienen. Die Zeit, die in wenigen Tagen beginnt, nennen  wir traditionell Fastenzeit. Dabei versuchen wir, auf Verhaltensweisen zu  verzichten, mit denen wir uns selbst und anderen schaden. Was will ich mir  vornehmen? Was will ich in diesen kommenden Wochen einüben? Ich kann darauf verzichten, mich selbst allzu kritisch zu sehen und mich für
jeden Fehler selbst zu entwerten. Ich kann darauf verzichten, Menschen zu  bewerten, die anders sind als ich. Ich kann die Meinungen andererrespektieren, auch wenn ich sie nicht teile. Ich kann mir selbst verzeihen 
und anderen ihre Fehler nicht nachtragen. Ich kann entscheiden, wofür ich  mein Geld, meine Zeit, meine Kraft einsetze und wofür nicht. Ich kann alles, was ich erlebe, vor Gott legen und ihn bitten, dass er mit dem Blick der 
Barmherzigkeit darauf schaut. Das wäre schon ein anspruchsvolles  Vorhaben. Und wenn auch nur Weniges davon auch nur hier und da gelingt,  dann bin ich in der Spur des Evangeliums, in der Spur der Umkehr, zu der Jesus uns ruft und in der  Spur des Lebens, das er verheißen hat.

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Österliche Bußzeit.
Ihr Pastor Leo Koch